MaxDB, Firebird, PostgreSQL und MySQL im Vergleich

Die aktuelle Ausgabe der iX 2/2004, aus dem Heise Zeitschriften Verlag, befasst sich mit dem Thema „MaxDB, Firebird, PostgreSQL und MySQL im Vergleich“.

Hier Auszüge aus dem Artikel:

Open-Source-Datenbanken sind längst schon keine Spielzeuge für den Hausgebrauch mehr. In vielen Einsatzbereichen bieten sie ihren kommerziellen Konkurrenten erfolgreich Paroli. Die Kunst ist, herauszufinden, welches RDBMS am besten mit den eigenen Zielen harmoniert.

MySQL hat sich im Webumfeld etabliert und erfreut sich ungebremster Popularität, PostgreSQL ist schon lange im Geschäft und bringt ebenso wie Firebird und MaxDB fast alles mit, was man für den ernsthaften Einsatz eines Datenbanksystems benötigt. Die beiden Letzteren schon allein deswegen, weil ihnen eine kommerzielle Vergangenheit gemein ist: MaxDB ist der Nachfahre der SAP DB, die wiederum Adabas beerbt hat. Firebird ist der befreite Ableger von Interbase, Borlands Variation zum Thema.

Trotz allem müssen die Open-Source-Vertreter der Zunft häufig gegen die Unterstellung ankämpfen, dass es ihnen an Funktionsvielfalt mangele und sie wegen eines ungenügenden bis nicht vorhandenen Supports höchstens für kleine Anwendungen geeignet seien. Alle Kandidaten bieten jedoch zumindest einige der Fähigkeiten, die man gemeinhin mit Unternehmensanwendungen assoziiert: Trigger, Stored Procedures, Views, Transaktionsmechanismen und Replikationsdienste.

Selbstverständlich ist noch nicht alles überall und in gleichem Maße implementiert, aber das Ziel ist erkennbar: Oracle und Co. sollten sich warm anziehen. Nun sind auch deren Entwickler nicht faul und legen ständig neue Funktionen vor, etwa aus dem Bereichen Datenanalyse, Clustering oder Content Management. Die kommerziellen Produkte gewinnen immer mehr den Charakter von universellen Verwaltungssystemen für komplette Rechnerlandschaften inklusive aller verfügbaren Inhalte. Den weltweit verstreuten Produzenten der freien Konkurrenz wird also nicht so schnell der Stoff für Nachtschichten ausgehen.

Fazit

Freie Datenbanken müssen sich nicht hinter ihren kommerziellen Pendants verstecken. Die Referenzlisten belegen dies. Alle sind für den Einsatz im Enterprise-Umfeld geeignet, setzen jedoch unterschiedliche Schwerpunkte. Während MySQL seine Triumphe hauptsächlich in Webanwendungen feiert, konzentriert sich MaxDB auf das SAP-Segment und bietet eine Plattform, die von vornherein mit den meisten wichtigen Werkzeugen ausgestattet ist. Nachteil von MySQL ist die eingeschränkte Konformität zum SQL99-Standard und das Fehlen wichtiger Funktionen. Diesen Missstand will MySQL AB allerdings beheben.

PostgreSQL und Firebird liegen irgendwo zwischen den beiden Polen. Firebird ist durchaus als Unternehmensdatenbank tauglich, die notwendigen Tools muss man sich allerdings zusammensuchen. Firmen, die kommerziellen Support anbieten, sind bisher nicht bekannt. Vorteile können die Benutzer aus der Tatsache ziehen, dass Firebird mit Interbase kompatibel ist und sie folglich die Borland-Entwicklungswerkzeuge benutzen können. PostgreSQL stellt mehr die Enterprise- und die wissenschaftlichen Aspekte in den Vordergrund und bietet beispielsweise Spezialitäten wie die Verarbeitung geographischer Daten.

Nicht ganz von der Hand weisen lässt sich das Argument der fehlenden Produktionsstabilität bei so genannten „mission critical“-Anwendungen. Es gibt bei Open-Source-Software eben nicht den einen Hersteller, den man bei Problemen und Fehlern konsultieren kann. Die kommerzielle Lizenz von MaxDB kann – analog zu Suse auf dem Enterprise-Server-Markt – vielleicht das leisten, wonach der Markt verlangt: verlässlichen Support, Wartungsverträge und Service Level Agreements. Allerdings bringt nicht jeder Absturz eines Programms sofort die ganzen Firma an den Rand des Bankrotts. Wem Oracle, DB2 oder der MS SQL Server überdimensioniert oder zu teuer erscheinen, kann es ruhig einmal mit einer Open-Source-Variante versuchen. – Jürgen Diercks (jd)

Quelle: http://www.heise.de/ix/artikel/2004/02/036/

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